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Friedensfeste
Zerrissene
Bibel
Modell
Grenzübergang
Forschung
im Friedensmuseum
Anna B.
Eckstein
Seit 1651 feiert die Pfarrei von
Sankt Laurentius den Coburger Friedensdank. 1982 entstand
ein Museum. Es dokumentiert Geschichte und Geschichten
vom Frieden.
Zunächst ist das Museum Gemeindezentrum: Konfirmanden
treffen sich, man leiht Bücher aus, trinkt Kaffee oder
macht Musik, z.B. mit den ,,Choradstanten" . So heißt der Kirchenchor, unsere
älteste Dienstgruppe. "Frieden ist lebendiges
Lernen. Friede hat nichts mit Imponiergehabe und
Selbstdarstellung zu tun!" , betont Gemeindepfarrer Karl Eberhard Sperl. "Das Museum ist die gute Stube der Kirchengemeinde. Wir versammeln uns,
und sammeln, was ein Stück von uns geworden ist."
Nach dem Westfälischen Frieden 1648 setzt Herzog
Friedrich Wilhelm II. für alle Zeiten ein Coburger
Friedensdankfest ein.
In großer Treue feiern es die Gemeinden des Herzogtums,
das bis 1921 auch kirchlich selbständig bleibt, und
folgen damit dieser Anordnung.
Nach dem Ersten Weltkrieg wird "Frieden" in
Deutschland gleichbedeutend mit Niederlage und nationaler
Schande. Vielen ist ihr Friedensfest nichts mehr Wert.
Nur Meeder bewahrt die Tradition durch die Hitlerzeit bis
heute.
Sonntag
nach Sebaldi (19.
August) läuten früh um vier die Glocken. Um sechs
spielt der Posaunenchor. Zum Festgottesdienst gehört
eine Friedenspredigt. Dann halten die Choradstanten ihr
Friedensessen.
Seit 1971 finden alle zehn Jahre große Friedensfeste statt. Stadt und Land werden eingeladen.
Eine Woche lang dreht sich in Meeder vom Sport bis zur
Kunst alles um den Frieden. Höhepunkt ist ein
historisches Schauspiel mit dem Titel "Friede
auf Erden". Das
letzte große Fest war 2001 (Bitte klicken Sie auf diesen Link
, wenn Sie sich das ehemalige Programm ansehen
wollen!).
"Geschichten
vom Frieden" sammelt
das Friedensmuseum. Die Ortsgeschichte bietet viel Material.
Es fängt mit Jahresangaben in Kirchenbüchern an:
"Annus salutis MDCLVII et Restitutae Pacis
VIII" (= 1657. Jahr des Heils und 8.Jahr des wieder
hergestellten Friedens). Nach einem Krieg ohne Ende wird
der Frieden wie eine neue bessere Zeit empfunden.
Friede ist nie selbstverständlich. Eine alte Altarbibel liegt aufgeschlagen im Museum. Bei
Matthäus fehlen Seiten. Der Kirchenkampf hat Spuren
hinterlassen. 1934 fängt der junge Pfarrer Pürckhauer
mit täglichen "Bekenntnisgottesdiensten" an.
Für den Landesbischof muss öffentlich gebetet werden.
Die Nazis haben ihn unter Hausarrest gestellt. Bis zum
Zweiten Weltkrieg steigert sich der Kampf zwischen
Kirchentreuen und Nazis. 1941 wurden Schulkinder
angestiftet, die Bergpredigt aus der Altarbibel zu
reißen. Das Gebot Jesu ,,liebet eure Feinde!" sei "Friedenshetze".
Im Friedensmuseum wird nicht nur Geschichte gesammelt, es
wird auch Geschichte gemacht. Ein Ziel heißt: Die Gegenwart nicht
verfehlen. Zimbabwe
oder El Salvador erzählen von der Solidarität für den
Frieden, für . Bilder aus die Gerechtigkeit und für die
Bewahrung der Schöpfung.
Friede überwindet Grenzen. Glockensplitter aus Meeder
erinnern an die Tage, an denen Glocken für die Rüstung
beschlagnahmt wurden. Ein Glockensplitter ist auf ein
Kreuz genagelt. Er stammt aus Themar (Thüringen). Den
Glockensplitter fand die Junge Gemeinde dort auf dem
Läutboden und schenkte ihn den Freunden in Meeder zur
Friedensdekade 1985. Er symbolisiert gemeinsames Suchen.
1985 musste das Glockensplitterkreuz übrigens noch über
die innerdeutsche Grenze geschmuggelt werden.
Inzwischen ist die Grenze gefallen. "Gott sei Dank!" Ein Modell des
ehemaligen Grenzübergangs Eisfeld, 7 km nördlich von
Meeder, vermittelt einen Eindruck von der
Unmenschlichkeit der Teilung. Aber wie der
Glockensplitter aus Themar dokumentiert auch dieser
Übergang tapfere Versuche, die Grenze zu überwinden.
Frieden muss man sehen. Sehen kann man, wie die
Verheißung
"Schwerter zu Pflugscharen"
praktisch geworden ist. Ein Wehrmachtshelm wird versehen
mit einem Stiel zur Schöpfkelle. Jahrzehnte war er als
Friedenswerkzeug in einer Tankstelle zum Abschöpfen von
Altöl in Gebrauch. Wie 1945 die Deutschen so müssen
verarmte Völker immer wieder versuchen, nutzlosem
Kriegsgerät einen besseren Sinn zu geben.
Im Friedensmuseum wird auch geforscht.
Folgende Bücher sind hier entstanden:
Hubert Fromm: Die Coburger
Juden. 1990
Das Coburger Friedensbuch. 1991
Werner Pürckhauer: Kirchenkampf im Coburger Land
1992
Eine
Sonderausstellung ist
der Coburger Friedenskämpferin Anna B. Eckstein gewidmet. Hierüber informiert ein eigener
Prospekt.
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